Fraumünster und Münsterhof

Portal innen mit KioskUmbau Fraumünster: Öffnung des Nordeingangs zum Münsterhof und Neugestaltung des Verkaufsstands

Das Fraumünster öffnet sich wieder zu „seinem“ Münsterhof. Das Nord-Portal aus über sieben Jahrhunderten wurde durch einen Umbau im Sommer und Herbst 2013 wieder zu einem Haupteingang und –ausgang.

In Gesprächen mit den Anwohnern und der Stadt Zürich, die den Münsterhof zu einem autofreien und von Menschen belebten Kulturplatz umgestalten wird, wurde wiederholt deutlich, dass diese Öffnung zum Münsterhof sehr begrüsst wird. Ein wichtiger Bestandteil der Münsterhof-Neugestaltung und –Belebung sei die Öffnung der Kirche zum Platz.

Die Projektierungsarbeiten begannen Anfang 2012. Die Architekten Arthur Rüegg und Silvio Schmed erarbeiteten in Zusammenarbeit mit dem Leiter der Stadtarchäologie Dölf Wild ein Vorprojekt. Die Stadt Zürich sagte dankenswerterweise einen Beitrag von 350`000 CHF für díe Finanzierung des Umbaus zu. Die Vontobel-Stiftung entschied im Januar 2013, den Umbau mit einem Beitrag von 100’000 CHF zu unterstützen, um so zur „Wiederöffnung des historischen Zugangs zum Münsterhof beizutragen.“ Der Stadtverband der evangelisch-reformierten Kirchgemeinden bewilligte im März dann einen Baukredit in Höhe von 210’000 CHF. Damit waren die Kosten des Umbaus von 740’000 CHF gegenfinanziert (Bau- und Planungsarbeiten: 694’000, Unvorhergesehenes/Reserve 46’000 CHF).

Die Planungsarbeiten wurden Ende Juni abgeschlossen, die Bauarbeiten begannen am 10. Juli mit dem Bau und der Wiederanbringung des einst verlorenen Vordachs an seiner ursprünglichen Stelle. Dies ist nicht nur aus funktionalen Gründen unerlässlich, sondern macht auch architektonisch Sinn. Das Dach wurde über das aus der Mittelachse gerückte Spitzbogenportal eingefügt. Die Gestaltung erfolgt in verzinntem Kupfer, eingetönt in die Farbe der Sandsteinfassade.

Mitte August begannen die Innenausbauten. Das nur rund 100 Jahre alte Ost-Portal zur Limmat hin wurde geschlossen. Im Mittelpunkt des Innenausbaus standen der Einbau des Windfangs zum neuen Portal und die Errichtung eines neuen Verkaufsstands direkt daneben an der nördlichen Aussenwand. Der Windfang auf der Innenseite des Chorportals mit Umwandungen und Pendeltüren aus Eichenholz und Glastüren schützt gegen Zugluft und stabilisiert das für die Orgel notwendige Raumklima. Durch das grosse Fenster über den Windfangtüren bietet der neue Eingang einen Blick ins Querhaus gegen Süden auf das Chagall-Rosettenfenster.

Der neue Verkaufsstand besteht aus einem horizontalen Eichenholzkorpus mit Auslagen für Postkarten, beleuchteter Glasvitrine und einem Kassenbereich in der Mitte. Das gebeizte Eichenholz lehnt sich sichtbar an das spätgotische Chorgestühl aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert an. Der bisherige Verkaufsstand wurde abgebaut und damit die ungestörte sakrale Anmut des Querschiffs wieder hergestellt.

Der Münsterhof und die Türen des Fraumünsters

Anno_1690Anno_1759
Das Fraumünster 1759 (links) und 1690 mit seinem Portal zum Münsterhof und den damaligen Verkaufsständen

Der Münsterhof wurde durch die Äbtissinen des Fraumünsters geschaffen – über Jahrhunderte bestand ein enges Verhältnis zwischen ihm und der Kirche. So erfolgte über 700 Jahre bis in jüngere Zeit der Zugang zur Kirche vom Münsterhof aus. Die heutigen Portale auf der Ost- und Westseite sind junge Eingriffe aus den Jahren 1900 und 1912.

Der Prozess der Loslösung des Münsterhofs vom Fraumünster begann mit dem Bau der Münsterbrücke und dem Durchbruch der Poststrasse in den Jahren 1836-38. Beides geschah mit dem Ziel, eine Ost-West-Achse durch die Stadt zu schaffen. Damals wurden auch die seit dem 13. Jahrhundert knapp vor der Längsfassade der Kirche verlaufende Friedhofsmauer und die seit dem 17. Jahrhundert daran angebauten Marktbuden abgebrochen. Die neue Verkehrsachse – bald auch mit einer Linie des damals modernen Rösslitrams , verlief unmittelbar vor der Längsfassade der Kirche und beeinträchtigte dort den Raum vor den Kirchentüren.

Neue Portale im Osten und Westen der Kirche
Der Abbruch der alten Klosterbauten des Fraumünsters 1899 und der Bau des neuen Stadthauses schnürte die Kirche nun auch im Süden ab. Der Architekt und Stadtbaumeister Gustav Gull realisierte den Zugang zur Kirche vom neuen Stadthausquai her und damit von Osten durch das Erdgeschoss des Nordturms. Die baulichen Eingriffe in die mittelalterliche Bausubstanz des Fraumünsters waren beträchtlich, da sich hier nie eine Türe befunden hatte. Auch an der Westfassade des Fraumünsters gab es vor den Umbauten der Jahre 1911/12 keine Tür. Nach dem Bau der Poststrasse wurde die Westfassade der Kirche plötzlich von weither sichtbar. Diese unscheinbare Rückseite stand im Kontrast zum schnell wachsenden Zentrum um den Paradeplatz. Ihre in prunkvoller Neugotik gehaltene Umgestal-tung in den Jahren 1911/12 korrigierte dann dieses Bild, auch dies ein Werk von Gustav Gull.

Für eine neue, die alte Einheit von Fraumünster und Münsterhof
Nicht alle Entwürfe des 19. Jahrhunderts entwickelten sich nach ursprünglicher Vision. So blieb der geplante Stadthausquai, gedacht als Teil eines linksufrigen Limmatquais, weitgehend Stückwerk und endete an der Münsterbrücke. Der Weg über Münsterbrücke, Münsterhof und Paradeplatz verlor schnell an Bedeutung, zuerst durch den Bau der Verkehrsachse über die Quaibrücke und schliesslich durch die Sperrung des Paradeplatzes und Teile der Bahnhofstrasse für den motorisierten Verkehr in den 1970er Jahren.

Die für das Jahr 2014/15 geplante Neugestaltung des Münsterhofs bildet den eigentlichen Abschluss dieser Entwicklung. Künftig werden wieder Fussgänger (und im Fussgängertempo rollende Anlieferungsfahrzeuge) den Platz beleben. Und das Fraumünster bezieht sich wieder auf „seinen“ Platz.  Die alte Einheit von Fraumünster und Münsterhof wird so wieder gegeben sein.

Zustand vor 1900/01
Zustand vor 1900/01

Bilder: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich

Eindrückliche archäologische Funde am Fraumünster

Im Rahmen der letzten Ausgrabungsetappe im Fraumünster-Quartier sind die Zürcher Stadtarchäologen wiederum auf archäologische Fundstücke gestossen. Eine sehr gut erhaltene Mauer der ehemaligen Klosteranlage sowie verschiedene Skelettfunde geben Einblick in das mittelalterliche Zürich.
Text und Bild der Presseinformation unter:
http://www.stadt-zuerich.ch

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